Donnerstag, 28. Oktober 2021

Madenfett in Seife

Madenfett wird aus dem Fett der Made der Soldatenfliege gewonnen. Das Fett wird als nachhaltiges Futtermittel für Tiere produziert von der Firma Madebymade. Die Maden werden mit Bioabfall gefüttert und aufgezogen. 



Ich war auf der Suche nach einer Alternative zu tierischen Ölen (ohne Tiertransport und Klimaschaden).

In der Seifengruppe auf Facebook die Seifensieder bin ich über die Datei des Madenfettes gestolpert. Dort wurde bereits fleissig damit experimentiert und eine Testreihe gestartet. Die Initiatoren sind Tanja Karstens und Stephanie Furey. In der Gruppe kann man die Datei mit der Testreihe einsehen.

Da dieses Fett Schwankungen unterliegt kann man nicht die genaue Verseifungszahl zur Berechnung des NaOH herausfinden, weshalb man sich auf die Verseifungszahl des Babassuöls geeinigt hat und eine höhere Überfettung als Puffer. 

In Kathrins Seifenrechner habe ich dann das Madenfett auch als Babassu eingetragen zur Berechnung und eine Überfettung von 14% gewählt.

Im Vorraus hatte ich 2 Seifen zum Testen, die beide eine hohe Prozentzahl Madenfett beinhalteten. Beide waren super schaumig, etwas wachsartig von der Oberfläche her und sehr cremig und pflegend. In der Seife riecht man das Madenfett nicht heraus, besonders nicht wenn die Seife  ätherisches Öl oder Parfumöl beinhaltet.




Bei der Firma Madebymade kann man ab 1kg ca 6-8 Euro plus Versand das Madenfett erwerben. Dazu der Firma eine Email schreiben.

Wenn das Madenfett eintrifft, dann kann es noch kleine Chitinplättchen beinhalten, weshalb ich es in einem Damenstrump nochmals erhitzte und filterte. Man kann es nicht wie andere Öle im Wasser klären, da es sich mit Wasser verbindet. Viel bleibt beim Filtervorgang nicht übrig. Es riecht stark nach Chitin. Mir macht der Duft nichts aus, könnte aber sensiblere Gemüter stören. 



Ich hab das Ganze dann in Gläser abgefüllt und benutze es seitdem daraus. 



Ich mache eine HTCP und stelle das feste Fett, das Madenfett und die Öle extra. Das feste Fett schmelze ich mit meiner angerührten Lauge, dann füge ich das Madenfett hinzu und rühre es nur ordentlich mit dem Gummispatel ein. Bei vielen führt das Madenfett zu einem sehr schnellen Anziehen der Lauge. Mit dem Rühren per Hand kann man die Konsistenz bestimmen. Wenn es aufgelöst ist, dann rühre ich die flüssigen Öle ein. Wenn jetzt die Konsistenz noch zu flüssig ist dann kann man kurz mit dem Pürierstab nochmal durchgehen. Der fertige Seifenleim wird dann wie gewohnt verarbeitet.

Meine Erfahrung war mit 10% Made mit einer Charge Parfumöl und einer Charge ätherischen Öl (beide gleiches Rezept mit 35% Kokosöl als festes Fett) das der Seifenleim sehr lange flüssig blieb und ich sogar hätte swirlen können. Ich denke wenn das Fett gering eingesetzt wird das es den Seifenleim nicht so stark beeinflusst wie wenn man mit 20% Einsatz oder höher arbeitet. Bei meinen Seifen ist die oberfläche auch etwas wachsartig und beim Probewaschen mit Handschuhen schäumt es auch bei mir wie verrückt. Man kann davon ausgehen das es ein Schaumfett ist, was andere Sieder*innen beim Testen auch bestätigen. 







Es riecht auch noch im kühlen Zustand unangenehm, was später in der Seife wie gesagt gar nicht mehr zu schnuppern ist. Das ist für mich der einzige Nachteil. Viele werden sicherlich nicht über ihre Ekelgrenze kommen, weil wir in Europa die Nutzung von Insekten noch nicht gewohnt sind. 

Ich persönlich verarbeite das Fett sehr gerne in meiner Seife und werde es sicherlich noch öfters anwenden. 

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