Der Fliegenpilz (Amanita Muscaria) ist ein mystischer Pilz, um den sich so viele Sagen, Märchen und Legenden drehen, so dass ich sie kaum alle in diesem kleinen Bericht abdecken kann. Der Fliegenpilz kam zu seinem Namen, weil man dachte das er aufgeschnitten in Milch Fliegen anzieht und tötet (allerdings wurden die Fliegen nur betäubt in Wirklichkeit).
Er wächst meistens unter Fichten und Birken. Sein Fleisch ist weiß und er hat einen charakteristischen roten Hut mit weißen Flecken, welcher bis 18cm breit wird und einen Ring und auf der Unterseite Lamellen.
Man hat ihm viele Jahrzehnte extreme Giftigkeit nachgesagt. Heute wissen wir, dass der Fliegenpilz zwar ein Gift besitzt (Ibotensäure, Muscimol, Muscarin) und man ihn mit Vorsicht nutzen sollte, aber das er früher und auch heute noch zB geraucht oder ausgekocht als Tee (sicherste Variante, vorher trocknen und Pulverisieren von Köpfen) von Schamanen eingesetzt wird um in die Anderswelt zu gelangen und von einigen Völkern auch immer noch als Heilmittel, da er niedrig dosiert nicht zum Rausch führt und eine entkrampfende und beruhigende Wirkung besitzt. Das Muscarin ist übrigens für die Rauschwirkung (Bewusstseinserweiterung und Halluzinationen) zuständig, welches beim fachgerechten Trocknen (Decarboxylierung) entsteht.
Dennoch sollte man sich natürlich vor dem Verzehr gründlich informieren wie genau man sich an das Gift herantasten soll, weil es sonst potentiell in der Notaufnahme enden könnte. Allerdings sind bis jetzt noch keine Todesfälle durch den Fliegenpilz erfasst, jedoch Fälle wo Menschen durch ein Gegengift gestorben sind, welches wohl nicht gut zu dosieren ist. Außerdem kann es natürlich auch während dem Rausch zu Unfällen kommen. Da es keinerlei Studien zur Dosierung gibt und jeder Pilz auch einen anderen Giftgehalt hat, kann man sich nur auf Hörensagen und Eigentest auf eigene Gefahr berufen.
In der früheren Zeit (und auch heute in einigen Stämmen) ist es üblich dem Schamanen seinen Urin nachdem Genuss des Fliegenpilzes auf zu fangen und diesen zu trinken, weil das verstoffwechselte Gift (Ibotensäure wird zu Muscimol) immer noch sehr gut so seine Wirkung entfaltet. Auch wird heute noch Rentierurin getrunken in Lappland, da diese gerne Fliegenpilze fressen. Der Urin kann bedenkenlos getrunken werden, da die schädliche Ibotensäure komplett verstoffwechselt wurde.
Die Germanen nutzten bereits diesen Pilz um in Ekstase zu kommen, man sagt auch um sich für die Kämpfe vor zu bereiten. Jedoch ist dies umstritten, da die Wirkung des Fliegenpilzes bei weiten nicht so stark ist, wie man ihm zuschreibt. Die meisten Menschen haben einen Rausch ähnlich wie dem Alkoholrausch und schlafen sogar ein nach der Einnahme, weil eine tiefe Entspannung einsetzt Es kann im Vorfeld aber zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Auch kommen Veränderungen in der Persönlichkeits- Zeit- und Ortswahrnehmung vor und nur sehr selten Halluzinationen. Er wirkt demnach gar nicht als Halluzinogen sondern als Delirantium. Die Wirkung setzt mit bis zu 6 Stunden Verzögerung ein und kann sehr lange anhalten.
Der Fliegenpilz war dem Gott Odin geweiht und seinem Pferd Sleipnir. Man sagt die wilde Jagd trieb Sleipnir so sehr an, dass sein Schaum aus dem Maul auf die Erde tropfte und dort wuchsen neun Monate später die Pilze. Deshalb ist der Pilz auch ein Glückssymbol für Silvester. Sleipnir ist das achtbeinige Pferd Odins, welches an Land, Wasser und in der Luft gleichermaßen dahingleitet.
Auch die Christen kamen in den Kontakt mit dem Fliegenpilz und der Schriftsteller John Allegro (der 1988 auf unerklärliche Weise verstarb) sah im Fliegenpilz Jesus, wobei das Fliegenpilzfleisch den Leib Christi symbolisieren sollte und gegessen mit Rotwein beim Abendmahl, das Blut Christi. Die Schriften werden noch heute im Vatikan aufbewahrt.
Tatsächlich wird der Fliegenpilz noch heute in Teilen Japans zum Verzehr genutzt und war auch um Hamburg früher ein beliebter Speisepilz. Das Gift befindet sich Hauptsächlich in der Huthaut, deshalb blanchiert man den Pilz oder legt ihn 24 Stunden in Wasser oder Buttermilch ein, da das Gift auch wasserlöslich ist. Die Buttermilch oder Wasser schüttet man dann weg, jedoch können ältere Pilze durchaus auch Gift im Fleisch besitzen. Beim Sammeln sollte man Handschuhe verwenden, da das Gift auch über die Schleimhäute aufgenommen werden kann.
Hinweis: Dieser Bericht dient rein zur Information und soll nicht als Aufforderung oder Rezept zur Nutzung von Fliegenpilzen verstanden werden. Heilversprechen und Auswirkungen von Genuss können nicht gemacht werden. Alle Angaben ohne Gewähr.
Quellen
https://www.celticgarden.de/fliegenpilz/
https://campafreya.com/2019/01/19/der-fliegenpilz/
https://www.zaunritt.at/zaunritt/der-fliegenpilz/
https://de.wikipedia.org/wiki/Sleipnir
https://www.chemie.de/lexikon/Fliegenpilz.html
https://www.chemie.de/lexikon/Fliegenpilz.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Fliegenpilz
https://www.tierwelt.ch/news/nutztiere/hoehenfluege-dank-rentierurin