

Das Hörbuch "Candygirl" von Michael Merhi hat einen Umfang von 8 Stunden und 27 Minuten und ist bei Redrumbooks erschienen.
Die
Leserin Kati Winter hat eine sehr klare, helle Stimme. Sie betont alles
sehr extrem, was mich am Anfang gerade bei einigen Zitaten sehr störte,
aber ihre volle Gabe kommt erst im weiteren Hörbuchverlauf zur Geltung.
Sie kann unheimlich gut Kinderstimmen imitieren und schafft es auch die
unterschiedlichen erwachsenen Männer gekonnt mit eigenem Charakter
darzustellen. Das hat mich wirklich fasziniert und begeistert.
Bobbys
Vater war sehr böse zu Bobby, aber Bobby war nicht böse. Zumindest
nicht in seinen Augen. Schweineschwarte-Bob der Zuhälter betreibt
Kinderprostitution. Als Candygirl in seine Fänge gerät, erinnert das
Mädchen ihn an seine alte Liebe. Das ist gar nicht gut, denn dem
Miststück hat er es gegeben und Candygirl wird er auch ein paar nette
Spielchen zeigen...
Triggerwarnung Explizite Gewaltdarstellung ua an Kindern
Das
Hörbuch hat mich gleich in seine Fänge gezogen. Was mich ein wenig
nervte ist, dass nach jedem kleinen Abschnitt die Kapitelzahl genannt
wird, selbst wenn das Kapitel nur 1-2 Minuten lang ist. Das stört ein
wenig den Fluss der Geschichte, trübt aber nicht die Qualität des
Werkes.
Ich war von Anfang an begeistert. Schonungslos wird die
Welt des Täters und die des Opfers bis ins Detail dargelegt. Eine Welt
ohne Hoffnung, eine Welt voller Schmerz, Gewalt, Resignation und Fügung
ins Schicksal. Authentisch wird das Leben in expliziten Szenen
dargestellt und als Leser kann man sowohl in die Psyche des Mädchens
eindringen, aber auch in Bobbys Kopf sich austoben. Was ein Spaß! Der
Leser ist beiden ganz nah und das Werk erreicht neben den blutigen
Hardcoreszenen eine unglaubliche, teilweise schon philosophische Tiefe.
Wir haben hier definitiv ein krankes, makaberes Werk, welches aber
keineswegs flach abgehandelt wird, nein hier geht es richtig tief in die
Köpfe der Protagonisten, in die Gedanken- und Gefühlswelt und das nicht
auf surrealer Splatterbasis, sondern sehr gut vom Autor recherchiert
und somit authentisch umgesetzt. Das ist hier kein stumpfsinniges
Abschlachten, sondern Quälen mit Hintergrund, Motivation und Ziel, sowie
ein Leben als Objekt in der Zuhälterhölle ohne Hoffnung und Perspektive
auf Erlösung. Zugegeben dies ist kein Werk für labile Personen, sondern
ein Buch für Hardcoreleser, aber einige Negativrezensionen kann ich
persönlich gar nicht verstehen, denn ich habe reale Erfahrungsromane
gelesen die dieser erfundenen Geschichte in keinster Weise nachstehen.
Gerade diese extreme Authentizität und Nähe zu allen Protagonisten macht
dieses Werk in meinen Augen so unglaublich interessant und geradezu
perfekt. Außerdem ist die Geschichte einfach mega spannend von Anfang
bis Ende. Ich konnte überhaupt nicht genug davon bekommen. Ich hoffe
Michael Merhi lässt sich nicht von einigen Kritikern einschüchtern und
schreibt auch weiterhin auf dieser Basis seine Romane. Candygirl ist
eins meiner absoluten Highlights des Jahres!
Fazit: Spannende,
schonungslose, authentische Geschichte mit expliziten Szenen und
detaillierter Gewaltdarstellung. Extreme Nähe zu Opfer und Täter. Nichts
für schwache Nerven, aber für Hardcoreleser ein Werk mit Tiefgang.
Unbedingt Lesen oder Hören!