Das Buch "Evil" von Jack Ketchum ist 336 Seiten
lang und bei Heyne Hardcore erschienen.
Das Softcover hat eine mittelgute Qualität und das Coverbild
ist nicht gerade vielsagend. Aber hier täuscht man sich, denn das Buch hat es
in sich.
Mit einer Einleitung von Stephen King, gilt das Buch als
geheimer Klassiker des Horrorthriller-Genres. Es handelt sich um eine
Geschichte die in die Abgründe der menschlichen Psyche führt. Die Story spielt
in den 50ern in einer kleinen Vorstadt. Zwei Weisenmädchen kommen zu ihrer
letzten Verwandten in ein Haus mit drei Großcousins. Die Mutter Ruth hat es
besonders auf Meg abgesehen und spielt immer grausamere Spiele mit dem Mädchen.
Die eigenen Jungs und auch weitere Jugendliche aus der Stadt finden Gefallen an
dem Machtspiel. Erzählt wird die Geschichte von Dave, der von Anfang bis Ende
alles detailliert schildert...
Wer das Buch beginnt, sollte das Vorwort von Stephen King
zum Schluss lesen, denn es verrät bereits zu viel von der Story. Das könnte
teilweise den Überraschungsmoment verderben. Die Geschichte hat mich dennoch
gleich in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Ketchums Schreibstil
ist unglaublich bildhaft und fließend. Ich habe selten ein Buch in der Hand
gehabt, welches ich innerhalb eines Tages aufgesogen habe. Doch hier ist es der
Fall. Die 50er werden so echt beschrieben mit Elvis, Kirmes, die Jugendgruppen
im Dorf, die ersten Spionageversuche und jede Menge Flausen im Kopf, dass ich
Tränen in den Augen hatte, weil ich genau so meine Kindheit verbrachte und
heranwuchs und mich total in die Story fallen lassen konnte. Ich kenne aber
auch die Schattenseiten, denn alles was zu Hause passierte, dass blieb auch zu
Hause. Man hätte niemals Nachbarn usw von familiären Problemen oder Geheimnissen
erzählt. Besonders Gewalt und familiäre Geheimnisse blieben unausgesprochen in
den eigenen vier Wänden und selbst die Leute die etwas von Außerhalb bemerkten,
die schwiegen, denn es ging sie nichts an und über so etwas sprach man nicht.
Ein Zitat welches das Buch sehr gut beschreibst ist folgendes: "Nicht der
Rede wert". Es beschreibt sehr gut die damalige Zeit. Ein weiteres Zitat:
"Cops reden nur, aber sie tun einem nie was..." stimmte leider auch
oft besonders bei den Dorfsheriffs, die Kindern nicht glaubten und ihre Freunde
oder Bekannte aus dem Dorf niemals etwas Böses unterstellen würden. Als Kind hatte man damals verloren, denn
Züchtigung durch Schläge war noch an der Tagesordnung und man guckte von Seiten
der Erwachsenen eben auch nicht so genau hin. Das große Schweigen war damals
angesagt. Von daher könnte sich die Story, in der ich Parallelen zu der
Biographie von Dave Pelzer "Sie nannten mich Es" erkenne, absolut so
zugetragen haben und das ist der Horror und das wirklich erschreckende. Sicherlich
gab es solche Fälle die erst zu spät ans Licht kamen oder niemals aufgedeckt
wurden. Das Buch handelt von Macht, von Sadismus, psychischer Erkrankung,
Kindesmisshandlung, Vergewaltigung und von der Gruppendynamik im Umfeld einer
Kleinstadt der 50er Jahre. Sehr authentisch und bildhaft ohne Beschönigung,
sehr anregend und spannend gibt der Autor die einzelnen Szenen wieder. Den
Protagonisten fühlt man sich dabei sehr verbunden und man hat steht's das
Gefühl man wäre selbst dabei und würde alles mit eigenen Augen sehen und
erleben. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen und bin von diesem
Werk absolut angetan. Es ist sicherlich nichts für sensible Gemüter. Wer aber
dieses Genre interessant findet und spannende Psycho-Horror-Thriller liebt, der
wird hier fündig. Es ist kein Buch des fantastischen Horrors, sondern es zeigt
den Horror anhand der psychischen Abgründe, die in vielen von uns lauern.
Fazit: Bildhafter, spannender, interessanter, anregender,
authentischer Psycho-Thriller, der nichts beschönigt und bis ins kleinste
Detail in die Abgründe der menschlichen Psyche eintaucht. Keine Story für
sensible Gemüter, für mich jedoch und sicherlich auch für andere Fans von
Hardcorebüchern, ein absolutes Sahnestück. Eine außerordentliche Empfehlung!
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