Das Buch "Der Jonas-Komplex" von Thomas Glavinic ist 752 Seiten lang und wurde als Hardcover vom Fischerverlag gedruckt.
Das Buch hat ein sehr interessantes, schönes Cover und eine robuste
Hardcoverbindung. Die Seiten sind leider aus einem zu dünnen Papier.
Der Jonas-Komplex ist ein Pulp-Fiction-Roman, welcher uns ein Jahr
lang mit sehr interessanten Menschen verbringen lässt. Der Roman hat 3
Handlungsstränge. Da ist zum einen ein 13-jähriger Schachspieler, der
sehr intelligent ist und dessen Mutter ein Alkoholproblem hat. Dann gibt
es einen Schriftsteller der ein Alkohol- und Drogenproblem hat und
ständig mit allen möglichen Frauen was laufen hat und der einfach merkt
das er altert. Dann lernt man einen reichen Weltenbummler kennen, dem
nichts zu extrem ist und der ständig an seine Grenzen geht und dessen
Freundin unbedingt mit ihm allein zum Südpol will.
Das Buch ist nach dem Buch Jona des Alten Testaments benannt und es
soll Angst und Verlorenheit ausdrücken. Ein Zitat aus dem Buch lautet: "
Ich bin so. Überall sehe ich die Gefahr, nicht die Chance. Ich habe
gelesen, das nennt man den Jonas-Komplex."
Meiner Meinung nach fängt der Jonas-Komplex die verlorene und ängstliche Stimmung gut ein.
Das Buch ist in einem sehr nüchternen Ton geschrieben, teilweise in
derber Sprache, die ich nicht schlecht finde. Es hat aber leider kein
Herz, dafür aber Hirn. Es regt definitiv zum Nachdenken an, vermittelt
Lebensweisheit und ist auch wirklich sehr nah am aktuellen
Zeitgeschehen. Inhaltlich werden einige politische Themen wie
Griechenland und die Flüchtlingswelle angesprochen und auch der Tod von
dem berühmten Sänger Lenny wird kurz erwähnt. Desweiteren werden auch
Missstände in unserem Gesundheitssystem erwähnt, welches völlig
gefühlskalt handelt ohne Rücksicht auf Verluste und Menschen unwürdig
ihren Qualen überlässt. Ansonsten geht es um Themen wie Drogen, Sex, SM,
ungeschützten Verkehr, Verlust und Tod. Am Meisten konnte ich mich
selbst mit dem Schachjungen identifizieren und ich hab auch diese
Passagen am liebsten gelesen. Da das Buch aber extrem lang ist und der
Schreibstil stetig nüchtern/derb von Anfang bis Ende bleibt, hat es sich
zwischenzeitlich doch ganz schön gezogen. Es hat mein Gehirn
stimuliert, aber mein Herz nicht. Es hat keine tiefen Emotionen in mir
ausgelöst und ich habe auch im ganzen Buch keine Spannung feststellen
können. Es hat mich nicht mitgerissen und deshalb konnte es mich nicht
überzeugen und bekommt von mir eine mittelmäßige Wertung.
Fazit: Ein Pulp-Fiction Roman mit drei Handlungssträngen, welcher den
Geist stimuliert, zum Nachdenken anregt und wichtige, aktuelle Themen
aufgreift, aber mir zu wenig Herz hatte. Glavinics Schreibstil hat
Feinde und Freunde, ich kann mich daher weder für noch gegen eine
Empfehlung aussprechen und bewerte dieses Werk mit 3 Sternen.
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