Donnerstag, 9. Juni 2016

Seelenficker







Das Buch Seelenficker von Natascha ist 128 Seiten lang und bei Ubooks erschienen.


Das Buch handelt von Natascha (Pseudonym) die ihr Tagebuch, welches aus Zetteln, teils Servietten, Zeitungsschnipseln und durchgestrichenen Inhalten, neu hinzugeschriebene und gemalte Passagen, datiert und undatierten Inhalt bestand, dem Verlag übergab. Der Verlag machte sich die Arbeit und sortierte die Unterlagen und er war von Nataschas Lebensgeschichte  und schriftlichen Ausdruck so bewegt, dass man sich dazu entschloss dieses Buch zu verlegen. Im Buch sind Kleckse, geritzte, gemalte, durchgestrichene und an die Seite geschriebene Worte und Sätze wie im echten Tagebuch enthalten, was das Buch einzigartig macht. Damit wird auch durch den Drogenkonsum und psychischen Traumen, die Zerfasertheit und Zerrissenheit von Natascha dargestellt, die anders nicht einzufangen wäre und dem Tagebuch nicht gerecht werden würde. Das Cover wurde mittlerweile durch ein weniger anstößiges Foto ersetzt. In der Erstauflage wollte man jedoch bewusst provozieren und wachrütteln und wählte ein Foto von Thomas van de Scheck mit einem nackten, jungen Mädchen.


Ich war von dem Buch gleich fasziniert und gefesselt,. Die tiefgehende, poetische, aber auch direkte, harte und krasse Art wie Natascha schreibt, hat mich gleich in den Bann gezogen. Das Buch habe ich in einer Nacht verschlungen. Es ist ein reales Tagebuch eines vernachlässigten, missbrauchten Mädchens, welches Borderline hat und in den Drogen Zuflucht findet. Durch den hohen Drogenkonsum führt der Weg unweigerlich auf den Babystrich. Das Buch ist bewegend, rüttelt auf und lässt einen Grübeln. Labile Menschen rate ich vom Lesen ab. Triggergefahr! Es hat selbst mich absolut getriggert obwohl ich durch meine Vergangenheit und anderweitige Lektüre doch schon ziemlich abgehärtet bin. Kann man abgehärtet schreiben? Ich weiß nicht, zumindest kenne ich Vieles schon und kann Gefühle recht gut abspalten. Bei Nataschas Tagebuch wurde mir durchaus zwischendurch übel und meine linke Hand krümmte sich gelähmt. Es ist immer wieder erstaunlich und bestürzend was in einem Land alltäglich wie Deutschland und auch anderen angeblich entwickelten Ländern geschieht, ohne das die Menschen davon Notiz nehmen. Dies sieht man eindeutig an dem Tagebuch Nataschas die im Detail einige Szenen aus ihrem Leben schildert. Am liebsten hätte ich das Mädchen in den Arm genommen und ihr gesagt wie toll und einzigartig sie ist und das ich sie mag und das sie nicht alleine ist und das das Leben nicht nur aus Hölle besteht, sondern die Zukunft ganz anders sein kann. Der Verlag gibt später noch die Information das die Presse die Story ausschlachten wollte, aber auf Wunsch von Natascha die Anonymität steht's gewahrt wurde, was ich wirklich toll finde. Die Presse ist nur zur Stelle wenn es darum geht Geld zu machen, nicht um aufzuklären oder zu helfen. Sie kommen nur wenn es darum geht eine Story bis aufs Blut auszupressen, was für die Menschen in Deutschland die wirklich Hilfe brauchen und völlig Allein ihre Hölle Tag für Tag durchleben, ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft darstellt. Während ich diese Rezension schreibe, laufen mir Tränen übers Gesicht, da ich weiß wie es ist, wenn man allein ist und man denkt man kann der Hölle niemals entfliehen. Es ist keine Hand der Hilfe weder von Ämter noch von Mitmenschen. Im Gegenteil es wird mit dem Finger auf einen gezeigt, Man entspricht nicht der Norm, aus welchen Gründen ist egal, dadurch wird man noch mehr zum Verstoßenen in der Gesellschaft, die sich als angeblich so tolerant und weltoffen präsentiert, in Wirklichkeit aber vor Allem die Augen verschließt und alle die nicht in die Norm passen noch tiefer in den Dreck tritt. Sadisten und Psychopathen geben sich mit dem Leid von Schutzlosen nicht zufrieden, es törnt sie an und schenkt Macht ein Stück vom anderen für immer zu stehlen und deshalb ficken sie auch weiterhin tagtäglich Seelen.


Fazit: Tagebuch vom Babystrich, welches einzigartig tiefgründig, detailreich und krass von Natascha geschrieben wurde. Ein Buch was meiner Meinung nach auf dem Lehrplan für Schulen stehen sollte. Nichts für labile Menschen, da es triggert! Für alle anderen sehr empfehlenswert! 

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