Mittwoch, 7. Dezember 2016

Schwer behindert leicht bekloppt





Das Buch "Schwer behindert, leicht bekloppt" von Bernd Mann ist 194 Seiten lang und beim Münsterverlag erschienen.

Das Hardcover hat eine schöne robuste Qualität mit dicken Leseseiten.

Bernd hat den schwer behinderten und depressiven Christian (damals 15 Jahre alt) als Zivi in einer Klinik kennengelernt. Das sich zwischen den beiden eine Freundschaft entwickelt, die ein ganzes Leben lang anhält, haben beide zu dem Zeitpunkt noch nicht geahnt. Das Buch umfasst 25 Jahre der tiefen, inspirierenden Freundschaft zwischen Bernd und Christian. Da hat schon manch einer zu Bernd gesagt er sei doch bekloppt weil er sein halbes Leben lang einen Behinderten betreut. 

Das Buch ist sehr bewegend und inspirierend. Es umfasst das kennenlernen, welches sich wirklich schicksalshaft darstellt und erzählt die folgenden Jahre, als Bernd beschließt Christian zu sich zu nehmen und für ihn zu Sorgen bis zur heutigen Zeit. Dabei gibt es viele Hürden mit Christians Gesundheit und auch mit den Ämtern zu überwinden, die sich grundsätzlich immer quer stellen und wo man ständig die Kraft aufbringen und klagen muss. Das kenne ich leider auch von uns. Das Buch klärt auf, denn ein Behinderter hat es doppelt schwer. Ob es durch zu wenig Aufklärung, Berührungsängste und Vorurteile in der Gesellschaft ist oder durch die ständigen Ablehnungen von Hilfsmittel, Therapien und Vergütungen durch die Ämter oder unwissende Ärzte, die einen als Versuchskaninchen missbrauchen, Fehldiagnosen stellen und durch falsche Medikationen die Gesundheit gefährden oder durch unterlassener Hilfeleistung oder falscher Behandlung die Situation verschlimmern und das Leben sogar beeinträchtigen, im schlimmsten Fall nehmen. Wie gut das Bernd ein Studium abgeschlossen hat, was ihm rechtlich weiterhilft und das er soviel Kraft und Kampfgeist hat um für Christian einzustehen. Aber ist gibt nicht nur Probleme und düstere Zeiten. Beide erleben auch einige Reisen gemeinsam, schöne Momente die tief verbinden und zusammenschweißen.  Ein auf und ab, wie das Leben nun mal so spielt. Ich hätte mir noch ein wenig mehr Gefühle und Details gewünscht, verstehe aber das es schwierig ist eine Balance zu finden, damit man nicht zu persönlich wird und Grenzen überschreitet, die dem Behinderten vielleicht die Würde nehmen könnten. Zum Ende hin muss Christian alleine eine schwierige Entscheidung treffen, welche dann aber offen bleibt und den Leser ohne Antwort zurücklässt. Das liegt jedoch daran, dass es zu dem damaligen Zeitpunkt noch keine Antwort gab und man den Verlauf noch nicht abschätzen konnte oder auch immer noch nicht kann. Aber ich habe mit dem Autor Bernd und auch Christian geschrieben, die über Facebook für Leser immer zu erreichen sind und herzig antworten. Sehr sympathisch bemühen sich die Beiden und freuen sich von Herzen über jedes Feedback. Da geht einem als Leser das Herz auf, man fühlt sich ganz nah und man ist noch stärker gerührt. Wenn ich die komplette Story eines professionellen Autors beurteilen würde, dann müsste ich dem Buch 4 Sterne geben, da aber Bernd Pfleger, Freund und Betreuer von Christian ist und kein professioneller Autor, muss man das komplette Konzept und die Botschaft die dahinter steht mit verdienten 5 Sternen belohnen. Es ist ein Werk das Mut macht, anderen Betroffenen und Angehörigen zeigt, dass sie nicht allein mit ihren Problemen dastehen und es macht einen wichtigen Schritt zur Aufklärung und Inklusion. Das ist wirklich wunderbar! Großartig das es so Menschen gibt wie Bernd Mann, die einen Freund so selbstlos lieben, helfen und für ihn kämpfen. Es gibt reale Superhelden unter uns, Bernd Mann ist einer von ihnen und auch Christian ist ein wirklicher Superheld. Er kämpft stehts, verliert niemals sein Lächeln und seine Hoffnung und überwindet seine größten Ängste.

Fazit: Ein Buch welches Betroffenen und Angehörigen Mut macht und einen wichtigen Schritt zur Aufklärung und Inklusion darstellt. Eine wunderschöne Freundschaft mit zwei realen Superhelden. Absolute Leseempfehlung!


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