Der Struwwelpeter von Dr. Heinrich Hoffmann ist ein Kinderbuchklassiker
und in ungekürzter Fassung als kleine Pappbilderbuchausgabe beim
Schwager und Steinlein Verlag erschienen.
Die Ausgabe ist schön dick und qualitativ sehr gut verarbeitet und es wurden die original Illustrationen verwendet.
Der
Struwwelpeter ist ein Werk welches in der Gesamtauflage von weit mehr
als 15 Mio Exemplaren in sehr vielen Fremdsprachen erschienen ist.
Hoffmann hat das Buch ursprünglich für seinen Sohn Carl erschaffen,
welches aber auch bald im Bekanntenkreis für Aufsehen sorgte und
schließlich von einem Verlag gedruckt wurde. Am Anfang kam das Buch noch
unter Hoffmanns Pseudonym Reimerich Kinderlieb in den Handel.
Im
Buch finden wir Geschichten und Illustrationen welche zeigen, wenn man
gegen gesellschaftliche Normen und die Regeln der Eltern verstößt, dann
wird man schlimm bestraft.

Das Buch spiegelt die damalige Zeit,
Werte und Mentalität und ist ein historisches Werk der deutschen
Literatur. Es sollte wohl den Sinn haben die damaligen Werte zu
vermitteln und Kinder mit Geschichten und Bildern zu erziehen. Vor
einigen Jahren habe ich selbst das Buch noch mit einem Stern bewertet,
Mittlerweile sehe ich es nicht mehr ganz so kritisch. Ich habe die neue
ungekürzte Fassung im Buchhandel gefunden und wollte sie einmal mit
meiner alten Fassung aus meiner Kindheit vergleichen. Es ist tatsächlich
alles zu 100% übernommen, außer dass dieses Pappband etwas kleiner ist,
als mein erstes Buch. Ich hatte in der Kindheit durch das Buch starke
Ängste entwickelt und es hat mich sehr traurig gemacht. In Verbindung
mit den extremen Bildern kann man sich nicht vorstellen, was man einer
Kinderseele damit antut. Ich bin in einer sehr harten Zeit in einem
extremen Elternhaus großgeworden, also alles andere als verweichlicht,
wie oft der heutigen Erziehung vorgeworfen wird und trotzdem hat mich
dieses Buch so stark bewegt, dass ich die Bilder bis heute nicht
vergessen konnte. Als Kind hab ich, obwohl mir Bücher heilig waren und
ich niemals in eine Buch gemalt habe, in diesem Buch den Schneider mit
der Schere und die Blutlache mit einem Kugelschreiber überkritzelt und
auch die weinenden Katzen hab ich mit einem Kugelschreiber übermalt,
weil ich es einfach nicht ausgehalten habe diese Bilder zu sehen. Nachts
hab ich Angst gehabt, es könnte der Schneider in mein Zimmer kommen
oder es könnte ein Brand im Haus geben. Dennoch sind dort auch
Geschichten drin wie die vom Tierquäler. Jäger und die Buben die den
Dunkelhäutigen auslachen, denen ich die gerechte Strafe gönne und auch
als Kind schon gönnte. Die Geschichte vom Suppenkasper passt in die
heutige Zeit wunderbar zur Diagnose der Essstörung und der
Zappel-Philipp ist ein Kind mit ADHS. Stinker wie der Struwwelpeter,
die einen großen Mangel an Körperpflege aufweisen, gibts leider heute
auch noch. Was ich kritisch sehe sind die Geschichten wo Träumen und
sich über Regeln der Gesellschaft hinwegzusetzen, gestraft werden. Ich
bin froh das ich diese Regeln durch das Buch in der Kindheit nicht
verinnerlicht habe und ein eigenständiger Denker geblieben bin, der die
Norm und ihre Regeln kritisch hinterfragt. Ich würde sagen das dieses
Buch für Erwachsene ein sehr interessanter Klassiker ist, der man
sicherlich einmal gelesen und gesehen haben muss, aber einem
Kindergartenkind und auch einem Kind bis zum Jugendalter würde ich
dieses Buch definitiv nicht vorsetzen und ich finde es sehr bedenklich
das es auch immer noch als Buch für Kindergartenalter im Handel geführt
wird.

Fazit: Ein sehr interessanter Kinderbuchklassiker, der die
damalige Zeit, ihre Mentalität und Werte widerspiegelt. Es erzieht
Kinder dahin, das Regel- und Normverstöße bitterlich bestraft werden.
Für Erwachsene finde ich es ein Werk, welches man unbedingt einmal
gelesen haben sollte, aber es ist in meinen Augen für Kinder bis zum
Jugendalter nicht geeignet!