Mittwoch, 5. Februar 2020

Dreads herstellen durch Häkeln


Sehr lockiges, dickes Haar kann man versuchen so verfilzen zu lassen, wobei man bei europäischem Haar doch meistens nachhelfen muss.

Ihr benötigt:

- Rosshaargummis oder Zahnspangengummis oder Faden zum Binden
- Einen Kamm mit sehr engen Zacken, vorzugsweise ein Läusekamm oder Flokamm aus Metall
- Häkelnadeln in Größe 0,6-0,75 und in Größe 1-2
- Einen Stielkamm zum einteilen der Strähnen am Anfang
- Eventuell einen guten Freund/Freundin zur Hilfe
- Viel Zeit und Geduld

Vorbehandlung:
Die Haare kann man vorbehandeln indem man sie mit Reinigungsshampoo in den vorherigen Tagen wäscht. Auch Meersalzwasser, Sud aus Kamille, Kieselerdepulverkur lässt die Haare im voraus sehr trocken werden. Man sollte keinen Conditioner, pflegende Shampoos, Kuren, Öl oder Sprays verwenden. Die Haare müssen frei sein von Rückständen. Es sollte sich kein Festiger oder sonstiges in ihnen befinden. Die Haare sollten vollends getrocknet sein bei der Herstellung.

Anfang/Strähnenaufteilung:
Am besten schnappt man sich nun einen Freund, weil der beim Hinterkopf am besten helfen kann, aber es geht auch alleine. Mit einem Stielkamm werden die Haare in Quadrate eingeteilt Strähne für Strähne. Teile die Sektionen so ab, je nachdem wie dick die Dreads werden sollen und kachel sie schön versetzt, also nicht wie ein Schachbrett, weil man sonst später Löcher sieht, die nicht gut aussehen. In jede Strähne kommt ein Rosshaargummi bzw ein Zahnspangengummi rein oder man bindet mit einem Faden ab. Wenn man einen Faden benutzt, sollte er nicht zu wollig sein, damit er nicht später mit einfilzt. Die Haargummis kann man für 1-2 Haarwäschen im Haar lassen. Dann sollte man sie auswechseln, weil die Gefahr besteht das sie weich werden und sich auflösen und ins Haar mit hineinwachsen oder es verkleben. Nach einiger Zeit braucht man gar keine Gummis mehr, wenn der Ansatz schön verfilzt ist. Das wirst du nach einer Weile merken. 

Auf meinem Foto von einer Freundin hab ich Haushaltsgummis benutzt, weil ich sonst keine Gummis hatte, aber ich habe sie später ausgewechselt, weil sie doch sehr schnell weich werden und auch einfach zu groß sind. 



Ich habe dann eine Mischung aus Backcombing-Methode und Häkeln genutzt. Man kann alle Methoden miteinander verbinden, wie man das gerne möchte oder wie man am besten klar kommt.

Es gibt auch noch die Strähnchenmethode:
Bei dieser Methode nimmt man die Spitzen einer Strähne in zwei Fingern und verzwirbelt sie, dann wird die Strähne geteilt und nach oben hin auseinander gezogen. Das macht man immer wieder. Aufpassen muss man das der Ansatz gut verfilzt. Es bilden sich durch das zwirbeln und immer wieder aufspalten und nach oben ziehen kleine Knötchen, womit man das Haar verfilzt.
Mit der  Backcombing-Methode habe ich begonnen:
Hier werden die Haare Strähnchen für Strähnchen (am besten mit einem Läusekamm oder Flohkamm aus Metall, da Kunststoff gerne bricht) toupiert. Man fängt dann am Ansatz an zu filzen, rollt immer wieder mal den verfilzten Strang zwischen den Fingern und filzt dann wieder, bis nix mehr geht. Stehen die Dreads vom Kopf ab, ist das immer ein gutes Zeichen, dass sie gut gefilzt sind. Das ist nicht schlimm und völlig normal, die legen sich mit der Zeit wieder an.

Áuf diesem Foto hatte ich nur einen Plasikkamm mit engen Zacken zur Hand, der aber sehr schnell gebrochen ist, so das ich mit einem metallenen Flohkamm weiter gemacht habe, der auch um einiges besser zur Herstellung geeignet war. 



So sieht dann der gefilzte Strang aus, den ich anschließend gehäkelt habe und so gehts dann weiter Strähne für Strähne, bis die Dreads sich  gefestigt anfühlen.




Palm Rolling:
Immer wieder kann man zwischen durch  Palm rollen. Das Palm Rolling nutzt man um die Dreads in Form zu bringen, damit sie schön rund aussehen. Später kann man immer wieder mal zwischen durch seine Dreads Palm rollen.
Es wird auch genutzt, um die Minihäärchen, die man nicht verhäkelt bekommt anzulegen, damit sie leichter mit einfilzen. Man nimmt den Dread hierbei zwischen seine zwei Handflächen und rollt ihn hin und her.

Nachdem Backcombing hab ich jeden einzelnen Dread gehäkelt: 





Das Häkeln:
Dabei gibt es zwei Methoden. Mit einer 0,6-0,75 großen Häkelnadel kann man sehr feine Haare in den Dread ziehen die abstehen. Dabei geht man immer wieder rein und raus mit der Häkelnadel und man kann fühlen ob die Häärchen mit eingezogen werden, wenn man sie zwischen zwei Fingern plattdrückt und vorsichtig dazwischen die Häkelnadel durch den Dread steckt und dann zwischen den Fingern die Haare immer wieder mit reinzieht. Da die Häkelnadel einen sehr kleinen Kopf hat, ist sie sehr gut geeignet um kleine Fusselhaare einzuarbeiten und so kann man auch den Ansatz noch etwas festigen. Diese Häkelmethode dauert länger, der Dread wird so aber auch fester. 
 



Dann gibts noch eine zweite Häkelmethode mit einer Häkelnadel von Größe 1,25-2 kann man lose Haare die man zuvor mit den Fingern verzwirbelt hat zu einer Spitze mit der Nadel vorsichtig durch den Dread ziehen. Nun kommt sie an der anderen Seite raus. Dort kann man sie dann wieder verzwirbeln und immer ein Stück weiter nach unten vom Ansatz aus verarbeiten, bis sie im Dread verschwunden ist. So geht man nun immer wieder vor, bis alle Haare weg sind und der Dread schön fest. Niemals mit gewalt Haare reissen oder zerreissen, da man sonst die Dreadlocke irgendwann in der Hand hat. Man wird geübter mit der Zeit und auch schneller. 


   

Fertigstellung:
Nachdem ich jeden Dread gehäkelt hatte, habe ich einen Gummi in die Spitzen gemacht. In den folgenden Tagen und Monaten muss man noch oft nachhäkeln.



Ich habe für die Dreadherstellung etwa 4 Tage gebraucht. Es ist eine heiden Arbeit Strähne für Strähne zu verfilzen.  So sah das Ergebnis dann am Anfang aus^^



Zu Beginn ist es so, dass man durchs Schlafen, weil die Dreads noch nicht richtig verfilzt sind, durchs Haarwaschen ect fast jeden Tag oder alle zwei Tage häkeln muss, damit die Dreads sich nicht auflösen. Ich brauch dafür im Moment ca. 2 Stunden und ich mache es immer beim Fernsehen. Helfen kann auch eine Mütze, die man vorm Schlafen anzieht, damit durch das Liegen, nicht zuviel Haare rausflutschen. Dies habe ich selbst aber noch nicht ausprobiert. Erst nach 6 Monaten beginnt ein ordentlicher Verfilzungsprozess und erst nach einem Jahr sehen Dreads richtig gut aus. Später brauch man nur noch selten nachhäkeln. Doch bis dahin machen die neuen Dreads sehr viel arbeit. Auch beim Häkeln, wenn man es richtig gemacht hat, stehen die Dreads etwas vom Kopf ab. Wen das stört, der kann sich ein Haarband drüber ziehen oder eine Mütze. Dann liegen sie schneller wieder an. Am Anfang dachte ich schon, ohje die Haare verfilzen nie, aber ich wurde nach und nach mit dem Häkeln besser und nun sehen die Dreads schon recht gut aus. 
Manche Leute arbeiten auch mit der Filznadel, aber das finde ich ehrlich gesagt zu heftig, da man mit der Filznadel auch leicht Haare ausreißen und den Dread zerstören können. Da ist unbedingt von ab zu raten.

So sah das Ergebnis dann nach ein paar Tagen aus, nachdem sie schon 1-2 Mal nachgehäkelt hatte. 




Was es noch zu sagen gibt:  
Europäische Haare sind für Wachs absolut nicht geeignet, also nehmt kein Wachs zum Dreaden.  Nehmt kein Haarspray, auch keine sonstigen Chemikalien, Dauerwellen ect. Auch keinerlei Lebensmittel und Öle dürfen in die Haare, denn das kann zur Schimmelbildung führen und verklebt nur die Haare, man verfilzt sie damit aber nicht.

Man sollte sich darauf einstellen, das gerade am Anfang viel Nacharbeit auf einen zukommt, bis die Haare nach 6 Monaten richtig beginnen mit filzen. Nach einem Jahr sehen Dreads erst richtig gut aus und je älter sie werden, auch immer hübscher. 

Häkeln, Häkeln, Häkeln ist angesagt und muss immer wieder gemacht werden, es sei denn man möchte Natural Dreads haben. Ich habe mich jedoch für die weniger wilde Methode entschieden und bevorzuge die gehäkelte, ordentlichere Variante, obwohl ich Naturdreads wie von Anna April auch sehr schön finde. Ansätze muss man nachfilzen und man kann einmal im Monat eine Kieselerdekur auf den Kopf machen, um die Verfilzung zu beschleunigen. Ansonsten kann man natürliche Sachen die die Haare austrocknen in die Haare noch sprühen zB Meersalzwasser, Kamillentee. Keine Chemie, keine Lebensmittel, keine Öle und Pflegeprodukte oder Kuren sollten verwendet werden. Einzelne Dreads die nicht filzen wollen, kann man mit Wolle zusätzlich umwickeln. Es gibt Leute die schwören auf die sogenannte TM Terrormische, die aus Salz, Wasser und Seife besteht, ich finde solche Methoden jedoch zu aggressiv und lasse meine Haare dann doch lieber natürlicher verfilzen.


So sahen die Dreads frisch gehäkelt nach ca. 1 Monat aus


Waschen:
Gewaschen werden dürfen die Dreads eigentlich direkt nach ein paar Tagen. Es gibt ja Leute die Waschen sich die Dreads dann ein paar Wochen nicht, aber dies kann zu Stinken, Schimmel und auch dazu führen das die Dreads nicht richtig filzen, denn das Haarfett (Sebum) behindert den Verfilzungsprozess. Natürlich kann es passieren das am Anfang gerade bei den Spitzen und am Ansatz Haarsträhnchen und Fusselhaare sich lösen und aufzwirbeln, aber wenn der Dread durchgetrocknet ist, kann man alles wieder einhäkeln. Gewaschen werden sollten die Haare mit Anti-Schuppen-Shampoo, Meersalz-Shampoo oder einem Bioshampoo. Wichtig ist kein Shampoo mit Conditioner, Silikonen oder pflegenden Eigenschaften zu benutzen. Auch eine Sud aus Waschnüssen ist möglich. Manche schwören auch auf Kernseife, da rate ich aber von ab, da sie doch sehr die Kopfhaut irritiert und auch Ablagerungen sich festsetzen können. Man sollte die Dreads morgens waschen, weil sie mehrere Stunden zum durchtrocknen benötigen. Auch wenn sie sich außen trocken anfühlen, so sind sie es innen noch nicht und man soll mit feuchten Dreads nicht schlafen gehen, weil sie dann muffig riechen können und auch Schimmel sich bilden kann. Um die Trocknung zu beschleunigen kann man einen Fön benutzen, der auch gut ist um die Verfilzung anzukurbeln.


So verfilzt man denAnsatz übrigens nach:
Später kann der Ansatz von selbst verfilzen, bis dahin muss man jedoch selbst nachhelfen. Gut um den Ansatz zu verfilzen ist die Tighten Roots Methode, dabei den Ansatz  leicht am Kopf festdrücken, dann den Dread in die Hand nehmen und in kreisenden Bewegungen in eine Richtung immer kreiseln. Dies 2-3 Minuten machen. Auch kann man mit den Häkelmethoden den Ansatz bearbeiten. Auch mit dem Läusekamm kann man vorsichtig immer wieder die Haare zurückschieben an den Ansatz damit sie verfilzen und dann ein wenig häkeln. Es gibt auch die Möglichkeit, den Dread durch ein selbstgemachtes Loch seitlich durchzuziehen. Damit sitzt er sehr fest, es kann aber sein das sich bei der Methode der nachwachsende Dread verdünnt. Deshalb finde ich das Filzen und Häkeln besser geeignet. Einmal im Monat kann man mit angerührten Kieselerdepulver, was man auf die Dreads und Ansätze gibt und 2-4 Std. einwirken lässt, die Verfilzung auch beschleunigen. Kieselerde sollte man aber nur einmal im Monat holen und wenn die Dreads später sehr trocken sind gar nicht mehr, da sie sonst zu trocken werden. 


Solltet ihr mit dem Ansatz noch zu stark Probleme haben, könnt ihr auch noch Rosshaargummis reinmachen oder mit einem Faden den Dread umwickeln. Die Gummis oder der Faden helfen auch den Ansatz zu verfilzen. 


Spitzen
Die Spitzen der Dreads kann man immer wieder zwischen den Fingern zwirbeln und oder zwischen den Händen reiben, damit sie verfilzen. Am Anfang kann man auch Gummies in die Spitzen machen, damit sie nicht aufgehen. Es gibt die Möglichkeit die Spitzen bei Dreads offen zu tragen oder auch sie einzuhäkeln. Beim einhäkeln zwirbelt man eine Spitze, die man mit der Häkelnadel nach oben in den Dread zieht und dann immer weiter nach oben verhäkelt, bis die Spitze im Dread verschwunden ist. 



Bei lockeren Dreads:
Wenn ein Dread zu locker ist und immer wieder Haare rausrutschen und er einfach nicht verfilzen will, gibt es die Möglichkeit ihn mit einem Wollfaden zu umwickeln. Dazu fängt man am Ansatz an, umwickelt den Dread mehrmals, dann wickelt man nach unten, umwickelt die Spitze mehrmals und wickelt dann wieder nach oben und verschliesst den Faden. Der Faden sollte nicht zu wollig sein, sonst kann er mit einwachsen. So umwickelt sieht der Dread auf jeden Fall nicht nur hübsch aus, sondern man bekommt ihn auch fester und schneller zum Filzen. Mit dem verschlossenen Dread kann man ruhig mehrmals Duschen gehen. Wenn du aber merkst, das der Faden anfängt mit einfilzen, dann solltest du ihn erneuern oder abwickeln.  


Schmuck:
Schmuck kann man sofort tragen und die Dreads damit verschönern. Anhänger kann man mit einem Faden und Nadel einnähen und Perlen aus Holz ect einfach aufschieben. Diese befestige ich nicht noch zusätzlich, weil sie ziemlich fest sitzen. Bei Schmuck der nach einer Weile rosten kann, sollte man aufpassen und ihn gegebenenfalls ersetzen oder entfernen. Mit dem Schmuck kann man problemlos duschen gehen. 


Die ersten 2 Monate:
Und so sieht das Ergebnis aus im 2. Monat der Dreadherstellung nach der ersten Kieselerdehaarkur. Zusätzlich wurden nur zwischendurch mal die Haare leicht mit Meersalzwasser und Kamillenteesud besprüht und es wurden alle 2 Tage die Haare gehäkelt. Gewaschen wurden die Dreads einmal in der Woche mit einem veganen Naturkosmetik-Shampoo. Die Haushaltsgummis wurden einmal gegen Rosshaargummis ausgetauscht und dann waren nur noch vereinzelt ein paar Gummis in den Dreads, aber die meisten entfernt. Zuerst war mühsam, weil die Dreads sich am Anfang andauernd auflösten, doch sie fingen dann langsam mit dem Filzen an und sehen schon dreadiger aus :) 


Noch ein Hinweis:
Zum Schluss möchte ich euch noch mitteilen das die Möglichkeit besteht sich die Dreads zu färben, aber es dauert länger bis sie Farbe annehmen. Eine Dreadverlängerung aus Wolle, Echthaar und Kunsthaar ist direkt bei der Herstellung möglich, aber auch bei fertigen Dreads. 
Solltet ihr noch Fragen oder Anregungen haben, so könnt ihr mir gerne eine Nachricht unter diesem Eintrag hinterlassen :)



Ergebnis nach einem Jahr mit 48 Dreads

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen